<HTML><HEAD></HEAD><BODY><font face="Courier New" size=2>
<DIV class=header><SPAN class=autor>Hallo Klimaschützer,<BR><BR>anliegend 
Hintergrundartikel zum Thema Investionen Kraftwerkspark.<BR><BR>Eine Bewertung 
aus Klimaschutzgründen fällt mir allerdings schwer.<BR><BR>Verhindert zumindest 
erstmal hemmungslosen Ausbau der Kohlekraft.<BR><BR>gruß<BR><BR>Carsten 
Strauch<BR><BR><BR>Hasn-Willy Bein/Wieland Kramer </SPAN>
<H1>Mieses Klima für Investitionen</H1>
<DIV class=untertitel>
<P class=subline>KRAFTWERKE</P>
<P>Immer mehr Energieversorger scheuen das Risiko und kippen ihre Neubaupläne in 
Deutschland</P></DIV></DIV>
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<DIV class=clear></DIV>
<DIV class=body>
<P class=bodytext>Nach den großen Worten bleiben die Taten aus. 30 Milliarden 
Euro wollte die deutsche Energiewirtschaft in den Neubau und die Modernisierung 
ihrer Kraftwerke stecken. Eine solche In- vestitionsoffensive hatten die 
Stromkonzerne der Bundesregierung zugesagt. Die versprochene Modernisierung des 
Kraftwerkparks indes ist ins Stocken geraten. Mehrere Großprojekte wurden sang 
und klanglos abgesagt. Die Unternehmen verweisen auf das schlechte 
Investitionsklima. Der Emissionshandel schafft unsichere Bedingungen. Die Kosten 
steigen und jetzt plant Bundesumweltminister Siegmar Gabriel (SPD) neue 
Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden und Staub. Ohne neue Kraftwerke aber 
bleibt das Stromangebot knapp und es drohen weiter steigende Preise. </P>
<P class=bodytext>"Der Neubau von Kohlekraftwerken wird zu einem ökonomisch kaum 
kalkulierbaren Investitionsrisiko", schimpft Ulrich Jobs, Chef der 
Kraftwerkssparte des RWE-Konzerns. Das Essener Unternehmen will allein in 
Deutschland über 7 Milliarden Euro in neue Kraftwerke investieren, doch hierfür 
fehlt nach den Worten Jobs "jegliche Planungssicherheit". Speziell die 
Bedingungen des Emissionshandels und die Zuteilung der CO2-Zertifikate sieht er 
als Investitionsbremse. Die bisherige großzügige Ausstattung von Neuanlagen mit 
Zertifikaten wurde gekippt. In der im kommenden Jahr beginnenden zweiten 
Handelsperiode erhalten neue Kraftwerke bis 2012 maximal Zertifikate auf der 
Basis der bestmöglichen Technik. "Was nach 2012 kommt, steht in den Sternen", 
sagt ein Kraftwerksbetreiber. Hinzu kommen Pläne des Umweltministeriums, die 
Bundes-Immissionsschutz-Verordnung zu verschärfen. </P>
<H2 class=zwischentitel>Anhörung im Umweltministerium</H2>
<P>Kurzfristig hat Minister Gabriel für Mitte Oktober zu einer Anhörung geladen. 
Alle Kraftwerke, die bis 2013 an Netz gehen, müssen nach den Vorstellungen des 
Ministers strengere Emissionsgrenzwerte erfüllen. Kohlekraftwerke und 
Müllverbrennungsanlagen sollen ihren Ausstoß an Stickoxiden von derzeit 200 auf 
100 Milligramm je Kubikmeter Luft senken. Für Gaskraftwerke ist ein Wert von 20 
Milligramm in der Diskussion. Die neue Vorschrift trifft vornehmlich 
Braunkohlekraftwerke, die bisher ihren Stickoxidausstoß durch spezielle 
Feuerungsmaßnahmen niedrig hielten, künftig aber zum Einbau aufwändiger 
Katalysatoren gezwungen sind. Neue Grenzwerte für den Ausstoß von Stäuben sind 
nach Branchenangaben so streng gefasst, dass sie mit herkömmlicher 
elektrostatischer Filterung kaum mehr erreicht werden können. Sollte der 
Verordnungsentwurf verwirklicht werden, dürften noch weitere Kraftwerksplanungen 
kippen, heißt es in der Branche. </P>
<P class=bodytext>Er rechne ab 2012 nicht mehr mit dem Bau von neuen 
Steinkohlekraftwerken in Deutschland, sagt Alfred Tacke, beim neuen 
Evonik-Konzern in Essen als Vorstand zuständig für Strom und Kraftwerke und 
frühere Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Evonik war frühzeitig 
mit Neubauten am Markt. Am westlichen Rand des Ruhrgebietes, in Walsum, und 
mittendrin, in Herne, errichtet die frühere Steag zwei 
Steinkohle-Kraftwerksblöcke mit jeweils 750 Megawatt Leistung. In Walsum ist der 
EnBW-Konzern über eine österreichische Tochter als Partner mit dabei. In Herne 
beteiligen sich rund 40 Stadtwerke und werden die Hälfte der künftigen 
Stromproduktion abnehmen. </P>
<P class=bodytext>Eigentlich müssen in Deutschland rund 40.000 Megawatt 
Kraftwerkskapazität erneuert werden, rund ein Drittel des gesamten deutschen 
Kraftwerksparks. Doch daraus wird wohl nichts. Rolf-Martin Schmitz, 
Vorstandschef der Kölner Rhein-Energie, hat den Bau einer Anlage im Niehler 
Hafen der Domstadt kurzerhand abgesagt. Innerhalb eines Jahres seien die 
Investitionskosten um 20 bis 25 Prozent gestiegen. Auch den Stadtwerken 
Bielefeld wurde der Bau eines neuen Heizkraftwerks zu teuer. Statt 160 Millionen 
standen plötzlich 210 Millionen Euro als Investitionssumme im Raum. In Bremen 
entsteht anstelle eines großen Steinkohlekraftwerks für 800 Millionen Euro eine 
optimierte Müllverbrennungsanlage mit einer Leistung von lediglich 27,5 
Megawatt, die hochtrabend Mittelkalorik-Kraftwerk genannt wird, weil hier 
Papier- und Kunststoffreste verbrannt werden. In Düsseldorf ziert sich der 
Vorstand der Stadtwerke noch. Doch um neue Kraftwerksplanungen im Rhein-Hafen 
der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt wird es immer stiller. </P>
<P class=bodytext>Dabei wollten gerade kommunale Energieversorger und Stadtwerke 
mehr eigenen Strom erzeugen und sich damit von den vier Großen der Branche, RWE, 
Eon, EnBW und Vattenfall, unabhängiger machen. Mit dem Bau von Gas- und 
Kohlekraftwerken sollte den großen Stromkonzernen die Stirn geboten werden. "Wir 
müssen die Macht der Konzerne an der Strombörse brechen", klang es noch vor 
kurzem von einem der Stadtwerke-Chefs. "Wir sind zu spät gekommen. Die 
Kapazitäten sind vor allem durch die Großen schon ausgelastet", sagt Rolf-Martin 
Schmitz von der Kölner Rhein-Energie heute. </P>
<P class=bodytext>In der Tat scheint der Bau von Großkraftwerken fest in Händen 
des Oligopols zu bleiben, auf das heute schon rund 80 Prozent der gesamten 
deutschen Stromerzeugung entfällt. Die vier Energieriesen modernisieren im 
Inland ihren Kraftwerkspark, investieren verstärkt aber auch im Ausland. So hat 
der größte deutsche Energiekonzern Eon den Einstieg in den russischen Strommarkt 
durch die Übernahme des Versorgers OGK-4 angekündigt. Das Unternehmen steht vor 
einem umfangreichen Programm zur Erneuerung seiner Kraftwerke. </P>
<H2 class=zwischentitel>Neue Kraftwerke im Ausland</H2>
<P>RWE als zweitgrößtes Energieunternehmen investiert 5 Milliarden Euro in neue 
Kraftwerke in Großbritannien und den Niederlanden. Auch die frühere Steag, die 
in Deutschland acht Steinkohlekraftwerke betreibt und in Kolumbien, auf den 
Philippinen und in der Türkei engagiert ist, will ab dem Jahr 2012 speziell ihr 
Auslandsengagement noch forcieren. Dann soll das 2003 ans Netz genommene 
Großkraftwerk im türkischen Iskenderun erweitert werden. </P>
<P class=bodytext>In Deutschland haben die großen Konzerne bei den Kessel- und 
Turbinenbauern frühzeitig und oft mehrere Bauteile "im Konvoi" bestellt und sich 
damit gegenüber den kleineren Konkurrenten eine vorteilhafte Ausgangslage 
gesichert. RWE Power-Chef Jobs sieht indessen vielfältige Investitionsrisiken. 
"Nicht nur steigende Preise bei der Anlagentechnik erhöhen das Risiko, sondern 
auch die Preisrisiken bei den Brennstoffen", sagt er. Damit seien kleinere 
Unternehmen oft überfordert. Große Stromerzeuger haben nach Ansicht von Jobs 
nämlich die Möglichkeit, je nach Preisentwicklung verschiedene Brennstoffe 
einzusetzen. "Ein kleineres Unternehmen muss sich für einen Energieträger 
entscheiden. Hat es auf das falsche Pferd gesetzt, sind Verluste kaum zu 
vermeiden", sagt der RWE-Manager. </P>
<P class=bodytext>Doch selbst, wer all diese Schwierigkeiten ignoriert oder 
bewältigt hat, steht vor enormen Problemen. "Der massive Investitionsstau bei 
den Stromerzeugern in den vergangenen zehn Jahren hat zu Anpassungen bei den 
Anlagenbauern und zu einem Mangel an Nachwuchskräften geführt", stellt Gert 
Riemenschneider von Fisia Babcock Environmental in Gummersbach fest. Das auf den 
Bau von kompletten Müllverbrennungs- und Rauchgasreinigungsanlagen für 
Kraftwerke spezialisierte Unternehmen empfiehlt den Energieversorgern, nicht 
vorschnell Investitionen zu kippen, sondern "sich auf längere Abwicklungszeiten 
bei Neubauprojekten einzulassen" und so die Beschaffung von Bauteilen zu 
optimieren. </P>
<P class=bodytext>Der weltweite Kraftwerks- und Anlagenboom sorgt für steigende 
Preise bei Rohstoffen und Halbfabrikaten. "Die Preise für Rohre, Bleche und 
Stahl sind in den vergangenen vier Jahren um 40 bis 100 Prozent gestiegen", 
konstatiert Riemenschneider. "Wir begegnen der Entwicklung durch feste 
Vereinbarungen mit unseren Lieferanten, Absicherung der Kosten- und 
Terminrisiken und neue Mitarbeiter". Viele der überwiegend mittelständischen 
Unternehmen klagen zudem über akuten Fachkräfte-Mangel, vor allem im 
Ingenieurbereich. Im Kraftwerksbau werden Aufträge abgelehnt, weil Forschungs- 
und Entwicklungskapazitäten fehlen, so der Zentralverband der Elektrotechnik- 
und Elektronikindustrie (ZVEI). </P>
<P class=bodytext>Wegen der jahrzehntelangen Dürre im Kraftwerksbau haben die 
Hersteller in Deutschland bis vor kurzem ihre Kapazitäten reduziert und Stellen 
gestrichen. Viele Anlagenhersteller haben die Fertigung in Deutschland komplett 
eingestellt und beschränken sich auf das Engineering. Als Generalunternehmer 
fungieren derzeit praktisch nur Siemens, Alstom und Babcock Hitachi. Diese 
Entwicklung blieb nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in anderen europäischen 
Industrieländern schrumpften die Kapazitäten. Und auch in anderen Ländern 
verschwinden deswegen Pläne zum Neubau von Kraftwerken in den Schubladen. 
RWE-Kraftwerkschef Jobs schätzt, dass von den bis zum Jahr 2012 geplanten neuen 
Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von über 130.000 Megawatt nur 60 Prozent 
realisiert werden. </P>
<P class=bodytext></P>
<P>www. VGB.org und www. BMU.de</P>
<DIV class=infokasten>Mehr zum Thema unter:</DIV></DIV>
<HR>

<P>Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der 
Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"<BR>© Deutscher Bundestag und 
Bundeszentrale für politische Bildung, 2007</P></font></BODY></HTML>