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<div align="center"><b><font color="#9c050f">spektrum</font>direkt</b></div>
<div align="right"> Ausgabe vom 25. Januar 2008<!--
24. Januar 2008
-->
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<div> </div>
<div class="dachzeile">Interview</div>
<h1>"Kein fundamentaler Wechsel"</h1>
<h2>Dennis Meadows über die Herausforderungen durch den Klimawandel</h2>
<h2>[ <a class="moz-txt-link-abbreviated" href="http://www.wissenschaft-online.de/artikel/940573">www.wissenschaft-online.de/artikel/940573</a> ]</h2>
<div> </div>
<table border="0" cellpadding="0" cellspacing="0" width="100%">
<tbody>
<tr>
<td valign="top" width="60%">
<div class="textblock">
<div class="abstract">Dennis
Meadows gehört zu den renommiertesten Zukunftsforschern weltweit. 1972
erarbeitete er im Auftrag des Club of Rome die wegweisende Studie
"Grenzen des Wachstums", in der erstmals umfassend mögliche soziale und
ökologische Folgen eines ungebremsten Wirtschaftswachstums diskutiert
wurden. Im Interview erläutert er, wieweit sich die damals gestellten
Prognosen erfüllt haben - und welche Herausforderungen er heute für
zentral hält.</div>
<b>Handelsblatt:</b> Vor
einem Jahr erschien in Deutschland Ihr recht pessimistischer
30-Jahre-Rückblick. Seither haben Klimawandel-Erkenntnisse politisch
und wirtschaftlich viel in Bewegung gebracht. Stimmt Sie dies
optimistischer?
<br>
<br>
<b>Dennis Meadows:</b> Durch eine Reihe von Anlässen, darunter
den
letzten IPCC-Bericht, den Stern-Report und Al Gores Film, wuchs
tatsächlich das Bewusstsein von Bevölkerungen und nationalen
Regierungen und sie wurden aktiver hinsichtlich der CO<sub>2</sub>-Emissionen.
Dies ist ein Grund zur Hoffnung.
<br>
<br>
Trotzdem nehmen die Emissionen immer weiter zu. Und die jüngsten
wissenschaftlichen Daten legen nahe, dass sich die klimatischen
Schlüsselvariablen schneller ändern, als wir erwartet haben. Selbst
wenn wir heute einen magischen Knopf drücken könnten und alle
Treibhausgase beseitigen könnten, würde sich das Klima infolge des
extrem langen Zeitverzögerungen in dem System in den nächsten
Jahrhunderten weiterhin ändern. James Lovelock schreibt in seinem Buch,
"Gaia’s Revenge", dass der Klimawandel unsere industrialisierte
Gesellschaft von diesem Planeten eliminieren wird.
<br>
<br>
So pessimistisch bin ich nicht, aber ich erwarte ernsthafte
Folgen für die nächsten Jahrzehnte. Wir haben mehr als dreißig Jahre
geschlafen, können aber trotzdem - wenn wir jetzt sehr schnell handeln
- Lösungen finden und anwenden, um ernsthafte Umweltvergiftungen zu
vermeiden. Dafür reicht es allerdings nicht mehr, das auf materiellem
Konsum basierende Wirtschaftswachstum zu verlangsamen, sondern wir
müssen den materiellen Konsum senken. Bei unveränderter
Wirtschaftsweise droht schon in siebzig Jahren ein Zusammenbruch.
<br>
<br>
<b>Handelsblatt:</b> Welche politischen Initiativen erscheinen
Ihnen viel versprechend?
<br>
<br>
<b>Meadows:</b> Ein zentraler politischer Schritt war natürlich,
dass
Russland das Kyoto-Protokoll ratifiziert hat und die Vereinbarung
dadurch in Kraft treten konnte. Selbst wenn Russland mehr durch die
Aussicht auf den Verkauf von Emissionszertifikaten motiviert war als
durch die Sorge um die globalen Wettermuster, hat diese Ratifikation
der Weltgemeinschaft erlaubt, zu beginnen. Der Klimavertrag von Kyoto
kann den Klimawandel nicht stoppen, aber er ist wichtig, um die Leute
dazu zu bringen, nach Lösungen zu suchen.
<br>
<br>
Ich bin sehr beeindruckt von Bundeskanzlerin Merkels
Vorschlag, dass wir die politische Debatte um den Klimawandel
dahingehend ändern müssen, anzuerkennen, dass jede Person in der Welt
das Recht auf denselben Anteil an Treibhausgasemissionen hat. Zurzeit
basiert die Kyoto-Vereinbarung auf Anstrengungen, die nationalen
Emissionen ausgehend von Niveaus von 1990 zu senken – und das in
völliger Missachtung der unterschiedlichen Bevölkerungen der Länder
oder ihrem zuvor gemachten Bemühen, den Energieverbrauch oder die CO<sub>2</sub>-Emissionen
zu senken. Es gibt wenig politische Unterstützung für Merkels
Vorschlag. Aber ich glaube nicht, dass es irgendwelche vernünftigen
internationalen Vereinbarungen geben kann, bis ihre Ideen akzeptiert
sind.
<br>
<br>
<b>Handelsblatt:</b> Gibt es inzwischen wirtschaftlichen
Initiativen,
die die Kraft haben, Wirtschaft und Gesellschaft zu einem
umweltverträglicheren Handeln zu bewegen?
<br>
<br>
<b>Meadows:</b>Die Anstrengungen, die ich bei Unternehmen und
anderen
wirtschaftlichen Gruppen gesehen habe, sind meist durch internationale
Regulierungen zu Emissionsgrenzen und Emissionshandel sowie durch die
Anpassung an höhere Energiepreise initiiert. Leider bietet das Thema
Klimawandel keine Gewinne der Art, dass sie individuelle Initiativen
motivieren würden.
<br>
<br>
<b>Handelsblatt:</b> Was müsste noch getan werden, um den
Klimawandel aufzuhalten?
<br>
<br>
<b>Meadows:</b>Das Klima hat sich natürlich immer schon geändert
und
darum gibt es, streng genommen, nichts was wir tun können, um ihn zu
stoppen. Trotzdem können wir hoffen, dass er langsam genug stattfinden
würde, damit wir und andere Spezies uns in einer mehr oder weniger
geordneten Weise anpassen können. Und wir können hoffen, dass wir den
Klimawandel innerhalb der Grenzen halten, die für menschliches Leben
auf diesem Planet erforderlich sind. Dazu müssten Anstrengungen zur
Bevölkerungsverminderung durch eine Senkung der Geburtenrate als auch
durch Migration unterstützt werden. Genauso wichtig wird es sein,
Lebensmittel, Güter und Dienstleistungen mit weniger energieintensiven
beziehungsweise emissionsträchtigen Technologien zu produzieren.
<br>
<br>
<b>Handelsblatt:</b> Was raten Sie der deutschen Politik?
<br>
<br>
<b>Meadows:</b>Da ich es nicht geschafft habe, die US-Regierung
zu
beraten, will ich bescheiden genug sein, und Ihrer Regierung keine
Ratschläge erteilen. Ihrer Regierung stehen bereits viele
ausgezeichnete Klimaforscher in Deutschland zur Verfügung.
<br>
<br>
<b>Handelsblatt:</b> Vor zwei Jahren sagten Sie, Politiker und
Unternehmen nahmen und nehmen Ihre Warnungen noch immer nicht ernst.
Stimmt diese Aussage noch?
<br>
<br>
<b>Meadows:</b>Ich habe keinen fundamentalen Wechsel in den
Politiken
gesehen. Was könnte ich gesehen haben, um meine Meinung zu ändern? Es
gibt einige Signale. Die Anerkennung, dass die Welt die Kapazität hat,
um Lebensmittel und Güter zu produzieren, die allen Menschen auf der
Welt ein annehmbares Leben ermöglichen. Aber wenn Sie sehen, dass
Unternehmensführer mehr als hundert Millionen Dollar pro Jahr
verdienen, dann leben wir nicht in einer Gesellschaft, die die Grenzen
des Wachstums ernst nehmen.
<br>
<br>
Wir brauchen nicht noch mehr Wachstum, um die Lebensumstände
der Armen auf akzeptable Niveaus zu heben; wir müssen lediglich dies
als Ziel akzeptieren und bereit dazu sein, unser extrem hohes
Konsumniveau aufzugeben, um es zu erreichen. Ich werde erst dann
glauben, dass sich die Dinge zum Guten wenden, wenn die Natur als
komplexes System wertgeschätzt wird, das seine eigenen Rechte hat, und
wenn nicht mehr nur ihre Werte gesehen werden, die aus dem entstehen,
was sie unserer Wirtschaft kurzfristig bieten kann. Überdies müssen wir
beginnen, Fortschritte und Erfolge nicht nur in finanziellen Maßstäben
zu messen. </div>
<div> </div>
<div class="autor">Das Gespräch führte Susanne Bergius,
Handelsblatt</div>
<div> </div>
<div> </div>
<div>© Handelsblatt</div>
<div> </div>
</td>
<td valign="top" width="40%"> <br>
</td>
</tr>
</tbody>
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